Von Haltung und Hühnern — Hühner züchten mit Ines Mittermair von Mühlholz.

 

Wenn am Hof von Mühlholz Hühner gezüchtet werden, ist es nicht wichtig, was zuerst da war, ob Henne oder Ei. Es geht nur darum, was im Moment ist und was in Zukunft davon bleiben wird. Eines ist dafür im doppelten Sinne besonders wichtig: Haltung.

 

Ein Huhn gehört zum Bauernhof, so wie das Ei zum Huhn. So sieht es Ines Mittermair, die zwar selbst nicht auf einer Landwirtschaft aufwuchs, aber in ihrer Kindheit immer wieder Zeit am Hof ihrer Großeltern verbrachte. Dass es eine Zeit war, die sie nachhaltig geprägt hat, kann man heute deutlich sehen. Damals bei Oma und Opa gab es nämlich jede Menge Milchkühe, aber irgendwann keine gefiederten Nutztiere mehr. Schon als Kind hatte sie dafür keinerlei Verständnis: “Ein Bauernhof ohne Huhn war und ist für mich unvorstellbar.” Das Halten von Hühnern muss aber aus ihrer Sicht nicht auf Bauernhöfe begrenzt sein, denn selbst in einem nicht-landwirtschaftlichen Haushalt wissen sie zu überzeugen: “Auch in Hausgärten mit ausreichend Platz ist ein Huhn einfach genial. Mit keinem anderen Tier lässt sich so problemlos ein Lebensmittel ganz einfach selbst produzieren, es kommt sogar fertig verpackt heraus!” Das ist aber nur eine Qualität von vielen. Hühner sind auch dankbare Abnehmer von Küchenresten und haben eine entspannende, beinah schon meditative Wirkung, wenn man ihnen beim Scharren und Picken zusieht. Wer braucht schon einen nach unten blickenden Hund, wenn man ein kreuz und quer scharrendes Huhn haben kann?


Mühlholz, das sind Ines, Johannes und ihre drei Kinder. Und natürlich jede Menge Hühner. Wobei, um etwas genauer zu sein: jede Menge glückliche Hühner. Wie man das erkennt? “Das sieht man zuallererst am Aussehen. Ein schönes Federkleid, ein aufrechter, roter Kamm und Agilität sprechen für ein gesundes Huhn”, erklärt Ines und hat gleich einen weiteren Indikator parat: “Das Sinnbild eines glücklichen Huhnes ist es, wenn es sich in einem selbst gegrabenen Erdloch ‚boslt’, also im Staub wälzt.” Darüber hinaus geht es Mühlholz bei der Hühnerhaltung vor allem um den Aspekt der Vielfalt. Vielfalt an Futter, Auslauf und Rassen. “Es ist unglaublich, wie viele Größen, Farben, Eigenschaften und Charakterzüge die verschiedenen Rassehühner bieten.” Das Ziel sei es, vitale Tiere zu züchten, die robust, widerstandsfähig und vielseitig sind: “Wir möchten, dass auch noch unsere Enkel und Urenkel die volle Pracht der Natur in allen Farben und Formen erleben können.” Die noch ausstehenden Enkel und Urenkel haben wohl Glück, denn nach aktuellem Stand wird es bei Mühlholz auch weiterhin mehr als genug zu erleben und entdecken geben.


Zwerg-Seidenhühner, Zwerg-Paduaner, Sulmtaler, Marans, Lavender Araucana und Mooshühner – so heißen die aktuellen Lieblingsrassen von Mühlholz. Es werden aber auch noch andere gehalten: Steinpiperl, Ayam Cemani, Les Bleus, New Hampshire, Zwerg-Lachshühner und Perlhühner, die unter anderem für die Habichtabwehr zuständig sind. Jede Rasse besticht durch ihre speziellen Eigenschaften und Anforderungen: “Es braucht ein bisschen, bis man die jeweiligen Verhaltensmerkmale erkennt. Auch bei uns ist das ein Prozess. Wir haben mit vielen verschiedenen Rassen begonnen, irgendwann kristallisieren sich aber die Favoriten heraus, mit denen man die meiste Freude hat.” Doch auch bei den weniger angenehmen Seiten wird die Verantwortung übernommen: “Eine Hühnerzucht ohne Schlachtungen ist unmöglich. Die eigenen Hähne, die man vom Küken weg aufgezogen hat, zu schlachten, ist sehr schwierig. Uns ist es wichtig, dass es bei uns am Hof passiert, damit die Tiere keinen Stress haben und es so würdevoll wie möglich ist.” Wissen zu vermitteln, Leute für die Hühnerzucht zu inspirieren und damit bei jungen als auch erwachsenen Menschen ein nachhaltiges Bewusstsein für die Natur zu schaffen, danach strebt Mühlholz. In Ines’ Worten: “Die Natur braucht uns nicht. Aber wir brauchen die Natur.” Hühnerhaltung mit Haltung eben.